Ein Neubaugebiet als Sprungbrett für die Konversionsflächen

Mit dem PaderSoulVan unterwegs in Paderborn

Die Stad Paderborn wächst: Mit dem Neubaugebiet „Springbach Höfe“ (Baubeginn: 2019, ca. 1500 Bewohner) und den Konversionsflächen „Alanbrooke Quartier“ (Baubeginn: 2024, ca. 2000 Bewohner) und dem „Zukunftsquartier Paderborn“ (Baubeginn: ca. 2027, ca. 7000 Bewohner) wird sich die Bevölkerung in den kommenden 20-30 Jahren erheblich vergrößern. Vor diesem Hintergrund stellt sich uns die Frage: Kann der städtische auch zu einem kirchlichen Konversionsprozess werden? Ja, weil diese Gebiete nicht nur Laborräume und Testfelder für Stadt, sondern zugleich auch für die Kirche von (über)morgen sein können.

Angesichts des personellen und finanziellen Rückgangs an Ressourcen wurde uns in diesem Zusammenhang klar, dass wir nicht in neue Immobilien investieren, die uns in der Vergangenheit immobil gemacht haben, sondern dass wir zukünftig vielmehr das mobile Wesen der Kirche wiederentdecken wollen. Damit eng verbunden ist es uns auch ein wichtiges Anliegen, im ökumenischen Geiste in den neuen Stadtteilen gemeinsam als Christen unterwegs zu sein und somit an Gottes Traum der Einheit mitzubauen.

Auf diesem Fundament aufbauend haben wir 2021 ein ökumenisches Projektteam aus haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern der ev.-luth. Lukas- und der kath. St. Hedwig-Gemeinde gebildet. Angetrieben von der Frage Jesu an den Blinden von Jericho („Was willst du, dass ich für die tue?“, Lk 18,41) machten wir uns als Gäste auf den Weg in das Neubaugebiet „Springbach Höfe“, um experimentell herauszufinden, wie Kirche in einem säkularisierten und multikulturellen neuen Stadtteil ohne Gebäude und klassische Gemeindepastoral präsent sein kann. Mit einem Stand stellten wir uns zunächst an der Kolping KiTa auf und luden die Bewohner zu einer Waffel ein. Schnell wurde unser Stand zu einem Begegnungsort, an dem sich viele Bewohner trafen und miteinander ins Gespräch kamen, während die Kinder mit unseren Spielgeräten auf der Baustelle spielten. Nach einiger Zeit luden uns umgekehrt ein paar Bewohner zu sich nach Hause ein. Die regelmäßigen Treffpunkte in ihren Garageneinfahrten entwickelten sich dabei zu kleinen Straßenfesten. In den Gesprächen mit den Bewohnern nahmen wir immer wieder den Wunsch nach einem Spielplatz für ihre Kinder wahr. Wir machten uns diesen zu eigen und wendeten uns daraufhin mit einer Unterschriften-Aktion an die Stadt Paderborn. Mit Erfolg – Ende 2022 errichte sie einen provisorischen Spielplatz inmitten des zentralen grünen Streifens, der durch das gesamte Quartier verläuft und eine Sichtachse zum Himmel freilegt, die einen neuen Sinnhorizont eröffnet.

Segnungsfeier des Spielplatzes

„Die Kirche ist der Spielplatz“ – nach diesem Motto etablierte sich nach der Segnungsfeier der Spielplatz zum zentralen Treffpunkt des Quartiers, an dem fast alle unsere Veranstaltungen stattfinden: Frühjahrsputz, Schnitzeljagd, Kaffeemobil, Quartierskonzert, lebendiger Adventskalender, Tag der Nachbarschaft, Springbach Höfe Fest etc. Darüber hinaus gehen wir aber auch gelegentlich von Haus zu Haus, um Bewohner zu erreichen (insbesondere aus dem Bereich des sozialen Wohnungsbaus), die zu unseren Veranstaltungen weniger oder gar nicht kommen. So haben wir bspw. als Heiliger Nikolaus verkleidet Kindern einen SchokoNikolaus geschenkt und an alle Haushalte das Friedenslicht verteilt.

Regelmäßiger Treffpunkt

Quartierskonzert

Da es keinen geschlossenen öffentlichen Raum im Neubaugebiet gibt, haben wir in Kooperation mit den Pfadfindern St. Hedwig am Heiligabend und Karsamstag eine Jurte am Spielplatz aufgebaut und die Bewohner zu einem Weihnachts- und Ostergottesdienst eingeladen. Mit Fördergeldern konnten wir inzwischen sogar eine neue Giga-Jurte anschaffen, die mit ihrer besonderen Farbe Petrol ein Ort geworden ist, an dem sich Himmel und Erde, Gott und Mensch miteinander verbinden – kurzum: sie ist Gottes Zelt unter den Menschen in Springbach Höfe.

Zeltgottesdienst

Nachdem die meisten Flächen des Neubaugebietes mittlerweile bebaut und ca. 1000 Bewohner dort ein neues zu Hause gefunden haben, entschieden wir uns dazu, unser Experimentieren, das im Wesentlichen auf der Erkenntnis beruhte „Alles, was das Leben der Menschen erleichtert und bereichert, hat eine Chance. Alles hingegen, was ihr Leben beschwert – quasi on top kommt –, ist zum Scheitern verurteilt“, zukünftig noch stärker an den tatsächlichen Bedarfen der Bewohner auszurichten. Denn wir sind davon überzeugt, dass Kirche nur dort eine neue Relevanz gewinnen kann, wo sie das echte Leben der Menschen berührt. Aus diesem Grunde haben wir in Zusammenarbeit mit der Stadt Paderborn und der Katholischen Hochschule Paderborn eine Online-Befragung von Mai bis Juni 2024 durchgeführt, deren Ergebnisse im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung im Oktober 2024 vorgestellt wurden. Ziel ist es, mit den Bewohnern ein Netzwerk aufzubauen und zielgruppenspezifische Angebote co-zucreieren, die das soziale Zusammenleben verbessern und die Quartiersgemeinschaft stärken.

Mit diesen Erfahrungen im Gepäck und einem neuen ökumenischen Projektteam werden wir uns im nächsten Jahr auf den Weg in die Konversionsfläche „Alanbrooke Quartier“ machen, wenn die ersten Bewohner dort einziehen. Gleichzeitig wollen wir unsere pastorale Arbeit mit dem PaderSoulVan auf eine breitere Basis stellen bzw. um eine zweite Achse ergänzen. Denn im Neubaugebiet „Springbach Höfe“ und anderen Teilen der Stadt Paderborn stellen wir fest, dass vor dem Hintergrund der aktuellen Krisen ein sehr hoher Bedarf an Beratungs- und Unterstützungsangeboten herrscht; Klienten, die an den städtischen Rändern leben und für die der Weg zu den Beratungsstellen der Caritas und Diakonie eine große Hürde darstellt, fallen leider oft aus dem sozialen Netz heraus. An dieser Stelle wollen wir mit einer mobilen Clearingstelle ansetzen, Betroffene aufsuchen, ihnen niedrigschwellige Hilfs- und seelsorgliche Gesprächsangebote machen. Ziel ist es, die sozialen und seelsorglichen Kompetenzen von Sozialarbeitern und Seelsorgern so miteinander zu verbinden, dass Menschen in einem ganzheitlichen Sinne als bio-psycho-soziale und spirituelle Wesen begleitet, unterstützt und vernetzt werden. Mit anderen Worten: Der von den beiden großen christlichen Kirchen outgessourcte Dienst der Diakonie soll wieder in die Mitte der Kirchen zurückkehren und Kirche in einem umfassenden Sinne auf den Straßen Paderborns zukünftig unterwegs sein.

Sören Becker

Weitere spannende Projekte

Ein Neubaugebiet als Sprungbrett für die Konversionsflächen
Paderborn
Ein Neubaugebiet als Sprungbrett für die Konversionsflächen
Wolke 7
Hannover (Kronsberg-Süd)
Wolke 7
Kirche auf Franklin
Franklin (Mannheim)
Kirche auf Franklin
Kreuzpunkt (Mainz)
Mainz
Kreuzpunkt (Mainz)
Kirche am Hubland
Würzburg
Kirche am Hubland
Ein Neubaugebiet als Sprungbrett für die Konversionsflächen
Paderborn
Ein Neubaugebiet als Sprungbrett für die Konversionsflächen
Wolke 7
Hannover (Kronsberg-Süd)
Wolke 7
Kirche auf Franklin
Franklin (Mannheim)
Kirche auf Franklin
Kreuzpunkt (Mainz)
Mainz
Kreuzpunkt (Mainz)
Kirche am Hubland
Würzburg
Kirche am Hubland
Ein Neubaugebiet als Sprungbrett für die Konversionsflächen
Paderborn
Ein Neubaugebiet als Sprungbrett für die Konversionsflächen
Wolke 7
Hannover (Kronsberg-Süd)
Wolke 7
Kirche auf Franklin
Franklin (Mannheim)
Kirche auf Franklin
Kreuzpunkt (Mainz)
Mainz
Kreuzpunkt (Mainz)
Kirche am Hubland
Würzburg
Kirche am Hubland
previous arrow
next arrow