Wolke 7

Über die ersten Schritte in einem neuen Sozialraum

Kronsberg-Süd bzw. Kronsrode ist das größte Neubaugebiet Niedersachsens. In unmittelbarer Nähe zum Messegelände wird für ca. 8.500 – 10.000 Menschen gebaut, d.h. größenmäßig eine Kleinstadt. Auch, wenn das, was hier entsteht, politisch kein eigener Stadtteil ist, handelt es sich um einen eigenständigen Sozialraum mit umfassender Infrastruktur: neben Wohnungen entstehen sechs KiTas, eine Grundschule, Seniorenbetreuung und Pflege, Einkaufsmöglichkeiten und Gastronomie sowie Freizeitangebote und Naherholung. Bis zur Fertigstellung sind noch ca. weitere 10 Jahre geplant; im Herbst 2022 zogen die ersten Bewohner*innen ein. Die große Mehrheit, die hier einzieht, sind Junge Erwachsene, gefolgt von Familien mit Kleinkindern und Senioren. Wie im Stadtdurchschnitt sind ca. 8% katholisch, die große Mehrheit Nicht-Christen.

Die Planungen für dieses Neubaugebiet wurden von der zuständigen Territorialpfarrei aufmerksam wahrgenommen und der Bistumsleitung vorgestellt. Daraus entstand eine Projektstelle „Kirche im Neubaugebiet“, die zeitgleich mit dem Einzug der ersten Bewohner*innen startete. Sie war versehen mit einem Erkundungs- und Experimentier-Auftrag, wie kirchliche Präsenz in Kronsrode aussehen könnte.

Diese völlige Offenheit des Auftrags führt, im kalten Herbst-Nieselregen auf der Baustelle stehend, schnell zu grundlegenden Fragen: Wozu braucht es Kirche hier überhaupt? Wozu brauchen die Menschen hier Kirche? Brauchen sie Kirche überhaupt? Und was will Kirche hier? Fragen, die mich bis heute begleiten.

Ohne klaren Auftrag, ohne Antworten und ohne Konzept habe ich versucht, mich führen zu lassen und wahrzunehmen. Die biblische Erzählung von der Jakobsleiter (Gen 28), die ja auch eine Grundsteinlegung erzählt, war meine innere Leitschnur mit der Überzeugung: „Der Herr ist an diesem Ort“.

Mobiler Spielplatz

Die Aufgabe von Kirche?

Im Rückblick hat mich dieses Vorgehen in den ersten zwei Jahren an vielen Stellen in die Rolle einer Quartiersmanagerin und Gemeinwesenarbeiterin geführt.

Mein Tun war sicher sinnvoll und weiterführend für das Quartier und die Menschen dort – aber war das meine Aufgabe? Die Aufgabe von Kirche? Die Lücke zu füllen, weil die Stadt sich aufgrund finanzieller Engpässe im Neubaugebiet schon vor dem Start aus dieser Aufgabe zurückgezogen hatte? Andererseits hat Kirche in der Geschichte gerade im sozialen Bereich immer wieder Aufgaben übernommen, die sonst niemand übernommen hat.

Heilig Abend 2024

Transzendenz ohne Kristallisations-Ort?

Anfang 2024 füllte die Gemeinschaft der Bauträger die Lücke und richtete die Stelle einer Quartiersmanagerin ein. Die Frage nach meiner Aufgabe und Rolle stellte sich neu. Hinzu kamen meine Überlegungen: Was macht es eigentlich mit einer Kleinstadt, wenn Transzendenz dort keinen Kristallisations-Ort mehr hat. Und wer außer Kirche sollte diese Aufgabe erfüllen?

Aus diesen Überlegungen entstand im Herbst 2024 „Wolke 7“. Ein tagsüber verlässlich geöffneter Raum der Stille kombiniert mit einem Gruppenraum mit Arbeitsplatz. De facto ist damit eine kirchliche Einrichtung eröffnet, mit Ort, Raum, Auffindbarkeit und – ganz neu – Programm. Und doch ist es auch wieder ein Neubeginn und Experiment: Was geschieht nun?

Die offenen Fragen begleiten das Projekt von Anfang an und weiterhin. Dazu gehört für mich auch die Frage, wie sich dieses Projekt eigentlich zur etablierten Kirchenstruktur, z.B. der Territorialpfarrei, verhält. Meine Herangehensweise unterscheidet sich deutlich – aber ist es sinnvoll, parallel „eine andere Kirche“ aufzubauen? Und wie zukunftsfähig ist diese Gestalt? Ich habe den Luxus, in einem letztlich sehr überschaubaren Territorium sehr unmittelbar Beziehungs- und Netzwerk-Arbeit leisten zu können. Für Räume dieser Größe haben wir aber auf Zukunft keine Ressourcen. Was also lernen wir aus diesem Projekt?

Wolke 7 als Raumangebot

Hoffentlich zumindest eines: Pastorale Einzelkämpfer-Posten sind nicht sinnvoll – vermutlich an keiner Stelle, aber auf gar keinen Fall in einem solchen Experiment. Motivation, Kreativität und Feedback brauchen mindestens ein kollegiales Gegenüber, das weder durch Kooperationspartner noch durch Ehrenamtliche ersetzbar ist.

Gedanken von Sr. Magdalena Winghofer CJ

© 

Featured image: Maximiliane Eisenmann

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